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Faires Kämpfen lernen - (k)eine Selbstverständlichkeit Kämpfen – und vor allem faires Kämpfen –
ist eine Herausforderung, wie SIGG/TEUBER (1998) formulieren. Kämpfen ist die Auseinandersetzung mit anderen auf einer nonverbalen Ebene. Kämpfen, die körperliche Auseinandersetzung mit anderen, ist schon von sich aus keine
Selbstverständlichkeit, vor allem dann nicht, wenn das Kämpfen die Weiterführung einer Auseinandersetzung ist, die verbal begonnen hat. Kämpfen so verstanden ist die Eskalation von Gewalt. Solche “Handgreiflichkeiten” sind jedoch
in unserer Zivilisation verpönt. Dennoch sind diese Erfahrungen im Kindesalter zumindest ein wesentlicher Entwicklungsschritt hin zu einer verantwortungsbewussten sozial-denkenden Persönlichkeit. Deshalb ist es m.E. unverständlich,
wenn sogar kleine Kinder zurückgehalten werden, wenn sie sich (oftmals spielerisch) balgen. Ein Eingreifen von Erwachsenen ist erst dann notwendig, wenn eine echte Verletzungsgefahr besteht. Unter Kinder ist Kämpfen oftmals die
einzige – archaische – Möglichkeit, Konfrontationen zu beenden. Kinder besitzen noch keine differenzierten Antwortmöglichkeiten auf Konflikte. Im Kämpfen suchen Kinder Antworten auf Fragen wie z.B. “Wieviel Gewalt halte ich aus,
wieviel Gewalt ist für mich annehmbar?”, “Wieviel Gewalt ist gesellschaftlich akzeptiert?”, Welche Strategien gibt es, sich gewalttätigen Handelns zu erwehren?” Kämpfen unter Erwachsenen ist außer im sportlichen Rahmen in unserer
Gesellschaft tabu. Kämpfen wird gesellschaftlich mit Gewaltanwendung gleichgesetzt. Bei einem Kampf gibt es nur einen, der klare Verhältnisse hergestellt hat, den Sieger, und einen der sich unterzuordnen hat, den Verlieren. Die
Historie hat gezeigt, dass das “Recht des Stärkeren” keine tragfähige gesellschaftliche Grundlage darstellt. Also warum dann faires Kämpfen lernen und zum Gegenstand von Schule und Sportausbildung machen, warum sich als Erwachsener
dem Kampfsport widmen?
Der eigentliche Kern von Judo ist das Kämpfen und zwar von der ersten Judostunde an. Damit ist demnach keinesfalls das Kämpfen nach sportlichen Regeln bei offiziellen Meisterschaften gemeint. Kämpfen kann und darf (und sollte am
Anfang) “privat” bleiben. Kämpfen sollte zuhause, im Schutzraum der Familie zum Spaß stattfinden. Aber wie Faires spielerisches Kämpfen ist zunächst unabhängig von den Techniken einer spezielle Kampfsportart, ob sie nun Judo oder
Ringen heißt. Faires spielerisches Kämpfen bedarf keiner speziellen Voraussetzungen. In der Praxis mit Anfängern haben sich folgende Kategorien von Kampfspielen herausgebildet, die ein behutsames Heranführen an das Zweikämpfen
ermöglichen. Diese Kategorien bedingen einen immer stärker wachsenden Partnerbezug und Körpereinsatz. Sie wurden in Anlehnung an SIGG/TEUBER (S.15) und OLIVIER (S.15-18) vorgenommen.
In jeder Kategorie können wir überdies verschiedene Gruppen unterscheiden, je nach der Zahl der Mitkämpfenden und damit verbunden der Sicherheit bzw. Umsicht die die Kämpfenden benötigen.
Allen Kampfspielen gehen Spiele mit Körperkontakt voraus. Bei kleineren Kindern werden vor allem Zweikämpfe um Objekte, um einen Raum oder das Gleichgewicht eingesetzt werden. Je älter die Kinder, desto mehr rückt das Kräftemessen in den Vordergrund und es sind Kämpfe in kleinen Teams möglich. Dennoch Vorsicht, weil diese Formen einiges an Übersicht voraussetzen.
Für die Übungsgestaltung ist außerdem wichtig, das Sieg und Niederlage beim spielerischen Kämpfen relativiert werden. Dies geschieht durch häufiges Partnerwechseln und durch wechselnde Aufgabenstellungen. Literaturhinweise: HAPP, SIGRID OLIVIER, Jean-Claude SIGG, Bettina/ TEUBER-GIOIELLA, Zaira
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